Android-Tablets können vielfältig im Unterricht eingesetzt werden und haben im Vergleich zu anderen Tablets einige Vorteile. Mit dieser Anleitung wollen wir aufzeigen, wie sie für die Schule installiert, konfiguriert und eingesetzt werden können. Sie richtet sich sowohl an Administratoren (Installation) als auch an Lehrer und Benutzer.
Folgende Bereiche behandeln wir:
Wir zeigen hier mehrere mögliche Wege auf, erheben aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
1. Installation
Hier sind vier Bereiche zu beachten:
- die Grundinstallation der Tablets
- die Installation und Verwaltung von Apps
- das Verwalten der Einstellungen
- die gewünschte Lernumgebung
1.1. Grundinstallation
Für die Erstinstallation braucht man eine WLAN-Verbindung und einen Google Account. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Jedes Tablet bekommt einen eigenen Account.
- Alle Tablets arbeiten mit dem gleichen Account.
Optional kann auch ein Samsung-Konto eingerichtet werden, was einige zusätzliche Funktionen mit sich bringt.
Falls die Kinder nicht mit persönlichen Geräten arbeiten, lohnt es sich, die Tablets zu nummerieren und Nutzerlisten zu erstellen, d.h. jedem Kind immer das gleiche Tablet zuzuweisen.
1.2. Installation von Apps
1.2.1. Manuell
Diese Möglichkeit ist sinnvoll, wenn nicht laufend neue Apps installiert werden müssen. Am einfachsten ist es, wenn zuerst ein Tablet komplett aufgesetzt wird:
- Grundeinstellungen festlegen
- Apps installieren
- einen zweiten Account mit eingeschränkten Rechten erstellen
Sobald alles installiert ist, wird das Tablet mit Hilfe von ‘Samsung Smart Switch’ auf die anderen Tablets übertragen.
Es ist auch möglich, vom ersten Tablet ein Backup zu erstellen. Dafür allerdings muss in den meisten Fällen das Gerät «gerootet» werden, was meistens einen Verlust der Garantie mit sich bringt.
Eine Backup-Lösung ohne Root mit Hilfe von "Android-Studio" wird bei Netzwelt.de beschrieben.
Dabei müssen zuerst folgende Programme installiert werden:
- Android Studio
- Java Development Kit
Wichtig ist, das auf dem Tablet vorgängig der Entwicklermodus und der USB-Debuggin-Modus frei geschaltet werden.
Beim Backup-Befehl gibt es die unter anderem folgende Optionen:
- -apk: Die Installationsdateien der Apps werden gesichert.
- -all: Alle Apps und deren App-Daten werden gesichert.
- -system: Die Systemdateien werden gesichert.
- -shared: Die Dateien der SD-Karten werden gesichert.
1.2.2. MDM
MDM-Systeme (Mobile Device Management) erlauben die zentrale Verwaltung von Mobilgeräten.
Geräte können erfasst, Software, Daten und Einstellungen aktualisiert und geschützt werden.
Es gibt viele Lösungen auf dem Markt.
Wir haben "Apptec360", ein Produkt aus der Schweiz getestet.
Anleitung
- Richten Sie zuerst die neuen Tablets mit einem Google Account ein.
- Erstellen Sie unter apptec360.com einen Account mit Ihrer Bildungs-E-Mailadresse.
Nachdem Ihr Account bestätigt wurde, können Sie mit der Administration beginnen. - Unter ‘Root’ können Gruppen und Untergruppen erstellt werden.
- Diesen Gruppen können Benutzer zugewiesen werden.
- Nun können Sie die ‘Default Group’ umbenennen und einen User erstellen (-> Create User). Dies kann entweder eine Lehrperson, der Administrator oder ein speziell dafür eingerichtetes ‘Tablet-Konto’ sein.
- Neue Android Geräte können manuell oder automatisch hinzugefügt werden.
Manuell:
- einen Benutzer wählen
- im Menü Einstellungen ‘Add and Enroll a Device’ wählen
- Die nötigen Angaben werden via Email gesendet.
- auf dem Tablet die App ‘Apptec360’ installieren, ihr die nötigen Rechte zuweisen und die in der Email erhaltenen Angaben eingeben
Automatisch
- unter ‘General Settings -> Android Configuration –> Auto Enrollement‘ die Seriennummern der Tablets eingeben
- unter ‘Mobile Management’ im Bereich Einstellungen ‘Mass Enrollement’ wählen.
- auf den Tablets die App Apptec360 installieren, mit den notwendigen Rechten versehen
Die so aufgenommenen Tablets befinden sich unter Root - Pool. Sie müssen nun einem User zugewiesen werden.
Anschliessend können Rechte und Apps zugewiesen werden.
1.3. Sicherheitseinstellungen
Android-Tablets haben ein offeneres Betriebssystem als iOS von Apple. Gerade deshalb ist eine Absicherung notwendig. Zuerst brauchen Sie einen Virenscanner wie zum Beispiel AhnLab, Avast, Bitdefender oder Antiy. Anschliessend müssen auch sensible Daten und Einstellungen geschützt werden. Hier eignen sich Apps, wie das kostenlose Applock, mit welchem man Apps und Einstellungen mit einem Code sperren kann.
Unter Android können verschiedene Benutzer-Profile erstellt werden. So ist es denkbar je ein Profil für Lehrer und eines für Schüler zu erstellen.
1.4. Lernumgebung
Es gibt viele Management-Systeme für Schulen.
Neben Educanet2 sticht hier vor allem Office 365 ins Auge, welches viele nützliche Funktionen hat.
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2. Regeln für die Benutzung
Schülerinnen und Schüler arbeiten gerne mit Tablets. Sie sollten sich jedoch auch der Verantwortung bewusst sein, die sie für diese Geräte haben.
Daher lohnt es sich, mit den Kindern Regeln und/oder Nutzungsvereinbarungen aufzustellen und darin folgende Punkte zu klären:
- Umgang mit den Tablets (Transport, Vorsichtsmassnahmen, …)
- Zeit: Wann und wie lange das Tablet benutzen werden darf.
- Apps: Welche Apps für welche Aufgaben benutzt werden.
-
Internet:
- Wann das Internet genutzt werden darf.
- Zu welchen Zwecken das Internet genutzt werden darf.
- Wie man sich im Internet benimmt (Netiquette).
- Einstellungen: Wer die Einstellungen verändern und Apps installieren darf.
-
Aufnahmen:
- Wann man Aufnahmen von Foto, Video, Audio machen darf.
- Wo diese Aufnahmen publiziert werden dürfen und wo nicht.
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3. Einsatz im Unterricht
Der Einsatz von Tablets im Unterricht hat viele Vorteile. So ist ein individualisiertes und differenziertes Lernen leichter organisierbar, das Zusammenarbeiten wird gefördert, Lerninhalte können leichter visualisiert und präsentiert werden und Medien- und Anwendungskompetenzen werden laufend gefördert.
Erste Schritte
Tipp: Beginnen Sie mit kleinen und einfachen Schritten! So lohnt es sich beispielsweise, mit vertrauten Übungen zu beginnen (Recherche, Videos, Online-Übungen).
In einem zweiten Schritt kann Vertrautes mit Neuem verbunden werden (Arbeitsblätter mit zusätzlichen Online-Übungen oder QR-Codes versehen, Aufsätze mit Hilfe der Spracherkennung ins Textverarbeitungsprogramm diktieren und mit der Rechtschreibkontrolle kontrollieren, Wochen- und Hausaufgabenpläne digital zur Verfügung stellen und bearbeiten, …).
Später nutzt man Grundfunktionen wie Foto, Video, Ton, Spracherkennung usw.
Anschliessend werden Apps gezielt eingesetzt und eigene Übungen (z. B. mit Hilfe von Quizlet oder LearningApps) erstellt.
Schlussendlich können Projekte und Arbeiten kollaborativ erstellt und präsentiert werden.
Checkliste vor dem Einsatz der Apps
- die Tablets sind aufgeladen & funktionieren
- das WLAN funktioniert
- gemeinsame Regeln liegen vor und wurden vermittelt
- benötigte Apps sind installiert & betriebsbereit
- benötigte Anleitungen sind ausgedruckt
- Speicherorte sind bekannt
- Notfallpläne liegen vor
Möglichkeiten
3.1. Medien
Tablets eignen sich hervorragend für den Bereich Medien. Sie können vielfältig im Unterricht eingesetzt werden und bieten – gezielt ausgewählt – einen echten Mehrwert.
In einem ersten Schritt können Medien (Foto – Film – Audio) konsumiert, reflektiert und analysiert werden. Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Medienunternehmen wie SRF (SRFMySchool), ARD, ARTE, ZDF oder Portale wie Vimeo, Sofatutor, YouTube und Planet Schule bieten eine unüberschaubare Fülle an Filmen, welche man im Unterricht einsetzen kann, sei es als Themeneinstieg, Gesprächsanlass, zur Visualisierung, zur Recherche oder zur Vertiefung.
Dieses Material kann auch als Hausaufgabe zur Vorbereitung von neuen oder zur Wiederholung von bekannten Inhalten genutzt werden.
Mit Hilfe von Apps wie ‘Playposit’ oder ‘TedEd’ können bestehende Videos auf einfache Art und Weise mit Fragen, Diskussionen und zusätzlichen Unterrichtsmaterialien angereichert werden.
Will man mit den Schülern eigene Lernvideos erstellen, so bieten sich Apps wie Explain Everything, Screencast-O-Matic oder VivaVideo an, welche einfach zu bedienen sind, trotzdem aber viele Möglichkeiten bieten. Möglich ist dies auch mit LearningApps oder Sofatutor.
3.2. Informationen
Tablets bieten einen sehr schnellen Zugang zu verschiedensten Suchmaschinen und so zu einer Fülle von mehr oder weniger brauchbaren Informationen.
Es lohnt sich, mit den Kindern die Internetrecherche zu trainieren. Dazu gehören neben Suchstrategien auch das Grundwissen, wie Suchmaschinen funktionieren, ein kritisches Bewusstsein im Umgang mit diesen und Strategien, die bei der Einschätzung der Glaubwürdigkeit von Internetquellen und Informationen helfen.
Mit Hilfe von Tablets werden Schülerinnen und Schüler nicht nur Informationen suchen, diese werden auch dokumentiert und präsentiert.
Hier helfen Apps wie Mindmapping-Programme z.B. ‘SimpleMind’, Notizen- oder Whiteboard Programme wie ‘Explain Everything’ (Tipp!), Präsentationsprogramme wie ‘Prezi’ und viele andere mehr.
3.3. Lernunterstützung
Mit Hilfe von Tablets ist ein individualisierteres, flexibleres und selbstständigeres Lernen möglich. Lernplattformen wie Educanet2, Office 365, Learningview.org und andere mehr erlauben das Zusammenarbeiten und das Teilen von Unterrichtsmaterialien und Informationen.
Mit Hilfe von selbstkorrigierenden Apps kann viel effizienter und motivierender trainiert werden.
Unter der Vielzahl von Apps und Webseiten sind vor allem Trainingsseiten wie LearningApps, Apps für die Beurteilung wie Kahoot oder Google Forms und Spiele wie Actionbound für den Unterricht interessant.
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4. Apps
Aufgrund der stetig wachsenden Anzahl Apps ist es schwierig, hier Empfehlungen abzugeben. Die untenstehende Liste kann als Einstieg oder Ideensammlung gesehen werden.
Bereich |
App |
Bemerkung |
ALLGEMEIN |
QR-Code Reader |
Ziel: Webseiten schnell öffnen |
ALLGEMEIN |
Linksammlung |
|
ALLGEMEIN |
Google Drive |
Cloud Speicherplatz für Dateien |
ALLGEMEIN |
Musik |
Musikplayer |
INFORMATION |
Ilanguage Cloud |
Wortwolken (Bilddateien) von Texten erstellen und in andere Dokumente einfügen, Text visualisieren, Texte in den Editor eingeben und einen Gestaltungsvorschlag generieren, individuelle Anpassung von Schrift, Farbe und Anordnung |
INFORMATION |
SimpleMind |
Ideen, Gedanken, Inhalte sammeln und als Mindmap darstellen. Themen können zwischen MindMaps einfach verschoben oder kopiert werden, unbegrenzte Diagrammgröße, verschiedene visuelle Darstellungsmöglichkeiten |
INFORMATION |
Google Übersetzer |
|
INFORMATION |
Earth (Google Earth), Maps |
- Gegenden erkunden, entdecken, vermessen, |
INFORMATION |
Explain Everything |
Explain Everything ist eine kleine Whiteboard App, mit der auch Präsentationen und kleine Filme (Lernvideos) gemacht werden können. |
LERNUNTERSTÜTZUNG |
Kahoot! |
Kleine Quizze oder Tests mit den Kindern durchführen |
LERNUNTERSTÜTZUNG |
König der Mathematik |
|
LERNUNTERSTÜTZUNG |
Socrative Student |
für Live-Umfragen und Lernstandserhebungen - gleichzeitig mit vielen Schüler/innen; |
LERNUNTERSTÜTZUNG |
Quizlet |
Karteikartensystem. Ein Muss für den Sprachunterricht. |
LERNUNTERSTÜTZUNG |
Lernabenteuer Deutsch |
Abenteuerspiel, |
LERNUNTERSTÜTZUNG |
Schreib-Eule |
Rechtschreibung 4. Kl. VS, |
LERNUNTERSTÜTZUNG |
Scoyo-Mathe-Trainer |
Klassen 5 bis 7 können spielerisch Mathematikaufgaben trainieren und ihre Kenntnisse in einem Wettkampf unter Beweis stellen. |
MEDIEN |
Musik Maker Jam |
Mit Music Maker Jam können auf einfache Art und Weise eigene Songs erstellt werden. |
MEDIEN |
Viva Video |
Videobearbeitung, Erstellung von Foto-Slideshows und Filmbearbeitung |
MEDIEN |
PicsArt |
Foto Editor, Collage Maker, Zeichenwerkzeug |
MEDIEN |
Fotor Photo Editor |
Bildbearbeitung |
MEDIEN |
Audio Recorder |
Sprachdateien schnell aufnehmen und wiedergeben |
MEDIEN |
Color, Fotor |
Unterrichtsideen: |
Quellen / Links
Ein Moodle Kurs zum Thema mit vielen Materialien:
https://portal.tirol.gv.at/moodle/course/view.php?id=15291
Allgemeine Infos zu Tablets im Schulunterricht:
https://www.edugroup.at/fileadmin/DAM/Innovation/Tablets_Mobiles/Materialien/Leitfaden_Tabletklasse.pdf